"FREIHEITSSTROM" - EIN SKULPTUREN-PROJEKT AM WASSER

DAS THEMA :

"80 JAHRE FRIEDEN UND FREIHEIT ZWISCHEN DEN NIEDERLANDEN UND DEUTSCHLAND IM JUBILÄUMSJAHR 2025"

 

So wie der Strom, der Fluß aus einer unendlichen Anzahl an Tropfen besteht, so haben wir, Marjon Hermeling, Dorothea Heweling-Hollands und Judith von Tora die Essenz dieses Gedankens als Basis für unsere gemeinsame Projektidee aufgegriffen.

Aus Aluminium-Runddraht haben wir Kettenglieder in Tropfenform gebogen, die erst flächig, dann reliefartig strukturiert in Anlehnung an die glitzernde Wasseroberfläche eines Flusses, übergeschmiedet wurden.

In dieses erste Motiv wird jeweils ein zweiter, kleinerer Tropfen frei beweglich eingehängt, als künstlerisch umgesetzte Form für die  "Kleinsten in unserer Mitte - die Kinder". Schützend umrahmt von uns Erwachsenen können sie sich nicht nur frei, sicher und friedlich im Leben entfalten, sondern es ist auch ein Symbol für unsere Aufgabe, die Werte eines friedlich und freiheitlichen Zusammenlebens an die nächst jüngere Generation weiterzugeben, damit wir es vielleicht alle irgendwann einmal schaffen, die nur an persönlicher Macht orientierten Herrscher dieser Erde in ihre Schranken zu verweisen.

Fluoreszierende, kreisrunde und leicht gebogene Acrylglas-Scheiben, die wiederum im Zentrum der kleineren Innentropfen schwingen, leuchten in allen Farben und Größen. Stellen so - weithin und sogar bei Nacht sichtbar - die bunte Vielfalt unserer Gesellschaft dar. Selbst durch dunkelste Zeiten soll uns  der Gedanke des Friedens und der Freiheit tragen.

Die zylindrische, zwei Meter hohe Säule des Podestes wird mit dem Text einer Fabel über einen einzigen Wassertropfen, der eine ganze Wüste zum Blühen bringt, in zweisprachiger Ausführung stoffähnlich ummantelt. Mit Hilfe eines QR-Codes wird er nicht nur les- sondern auch hörbar sein.

Wie eine schlanke Litfasssäule bekommt dieses Podestelement oben noch eine überstehende Kappe aus übereinander geschichteten, runden Acrylglas-Scheiben, die schon aus der Ferne mit ihren leuchtenden Profilkanten das Auge des Betrachters auf sich ziehen werden.

Knapp unterhalb der vielfarbigen Kappe wird der zylindrische Körper durchbohrt und erhält durch einen durchgeschobenen Stab die Aufhängungsmöglichkeit für unsere Kette. Frei schwingend kann sie sich so langsam aus der luftigen Höhe von mehr als zwei Metern aus der fast Senkrechten in die Horizontale legen, bis sie mit ihrem letzten tropfenförmigen Kettenglied in das Wasser des Flusses taucht, um dort sicher und fest verankert symbolisch zu ihrem Ursprung zurückzukehren.

Der quadratische Betonsockel wird auf der deutschen Seite mit weichen Polstern bedeckt, die die Besucher zum Verweilen animieren. Auf der niederländischen Seite wird dasselbe Ziel erreicht mit Hilfe  einer Gruppe von zylindrischen Hockern samt bequemer Abdeckung, damit sich die interessierten Betrachter in Ruhe der Wirkung unseres viele Meter langen Motivs der zwar raumgreifenden, aber überaus fragilen, vielfarbig leuchtenden Konstruktion der Tropfenkette hingeben können. Die zarte Rahmenkonstruktion der Einzelformen soll die  Zerbrechlichkeit des Friedens und der Freiheit symbolisch darstellen.

Wir haben in unserem künstlerischen Tun immer wieder darauf geachtet, die Essenz der Aufgabenidee in den Vordergrund zu stellen. Selbst das Motiv der Unendlichkeit ist nichts anderes als eine gespiegelte Form eines einzelnen Tropfens. Aus ihnen eine Kette als Symbol für uns Menschen zu bilden, erschien uns naheliegend. Eine Kette ist jedoch nur so stark wie ihr instabilstes Teil. Auch darin spiegelt sich die Zerbrechlichkeit der Friedensidee. Darauf in der Zukunft zu achten, erscheint uns die größte Aufgabe zu sein.

Wir drei hoffen, dass wir Ihre Neugierde und Lust auf unsere weithin leuchtende, bewegliche Wasser-Skulptur geweckt haben und sind gespannt auf Ihre Antwort.

 

 Künstlerinnen:

Marjon Hermeling (NL) | Dorothea Heweling-Hollands (D) | Judith von Tora (D)

VIELLEICHT NUR EIN MÄRCHEN...

DAS SAMENKORN

Es war einmal ein Samenkorn in einer großen, sehr, sehr heißen Wüste. Tief unter Schichten aus Sand lag es schlafend – schon viele Jahrzehnte lang.

Bis es eines Tages eine Ahnung von erfrischender Kühle und Feuchtigkeit um sich verspürte und es erwachte aus seinem alten Schlaf. Die große Flut kommt, dachte es ganz aufgeregt! Ich muss ans Licht, muss keimen und sprießen, große grüne Blätter treiben, Blüten bilden und meine Samen in die ganze Welt verbreiten! Hastig mühte es sich durch die dicke Schicht an Sand nach oben und fühlte sich mit jedem gewonnenen Zentimeter größer, stärker und lebendiger. Als es letztendlich die oberste Schicht durchbrach, hatte es zeitgleich Wurzeln gebildet – kraftvoll und weit verzweigt in den unteren, kühleren Lagen des Wüstensandes. Es kümmerte sich nicht um die entsetzliche Hitze, die auf der Oberfläche herrschte, sondern trieb eifrig weiter Stiele, Blätter und Blüten; denn es wollte unbedingt Insekten anlocken, damit sein Blütenstaub in alle Himmelsrichtungen getragen werde. Und es sandte duftende Signale aus, damit die kleinen geflügelten Wesen wussten, wo es zu finden sei.

Ein einziger Tropfen hatte genügt, das Samenkorn zum Leben zu erwecken, und weil es nicht bemerkt hatte, dass es mehr auch gar nicht gab als diesen einen Tropfen, verfolgte es unbekümmert weiterhin sein Ziel, groß und stark zu werden – in der festen Überzeugung, gegen alle Widrigkeiten gewappnet zu sein. Gleichzeitig rief es in die Wüste hinaus: Treibt aus, liebe Samenkörner! Die Zeit ist reif, ihr müsst sprießen und euch vermehren! Lasst uns Blütenteppiche bilden, duftende Oasen aus wohlriechenden Blättern!

Sorgsam ging es mit seiner winzigen Menge an Nass um, versiegelte seine Stiele und Blätter nach außen, und schon bald sah man allenthalben weitere grüne Triebe den Sand durchbrechen. Jeder neue Keimling sah sich – mit Blick auf die vielen frischen Saaten – bestärkt in seinem Vorhaben, sich zu entfalten, und kümmerte sich nicht um die brennende Hitze. In kürzester Zeit – fast über Nacht – entstand ein Paradies aus blühenden, wohlriechenden Pflanzen, die über und über bedeckt waren mit summendem kleinem Getier, eifrig bemüht, sich keinen Nektar entgehen zu lassen.

Und obwohl es nur ein einziger kleiner Wassertropfen war, der das Samenkorn zum Leben erweckt hatte, waren auch alle anderen Keimlinge auf wundersame Weise in der Lage, sich gegenüber der Sonne und der Hitze zu behaupten.

Wie das gelingen konnte, bleibt als großes Rätsel in der Dunkelheit der Geschichte verborgen, und bis heute versuchen kluge Köpfe bisher vergeblich, dieses Geheimnis zu lüften.

Und irgendwann in ferner Zukunft wird es vielleicht wieder einen winzigen Tropfen Wasser geben, der die ganze Welt zum Blühen bringt.

(c) JUDITH von TORA

 

Künstlerinnen:

Marjon Hermeling (NL) | Dorothea Heweling-Hollands (D) | Judith von Tora (D)